Soziales Jahr für Rentner? Fratzschers Schlag ins Gesicht der Baby-Boomer

Wer sein Leben lang gearbeitet hat braucht Entlastung – und keinen neuen Zwang

Von der Schreibmaschine über Telefax bis zur ständigen Erreichbarkeit per Smartphone: Die Älteren haben die Digitalisierung nicht nur miterlebt, sondern mitgetragen. Doch der Preis war hoch: Der Druck, immer Schritt zu halten, hat Spuren hinterlassen. Viele Rentner kämpfen heute mit Burnout, mit Depressionen, mit der Angst, in dieser rasenden Welt nicht mehr mitzuhalten.

Und nun fordert DIW-Chef Marcel Fratzscher allen Ernstes ein Pflichtjahr für Rentner. Wer 45 Jahre lang gearbeitet, Steuern gezahlt und das Land getragen hat, soll nach dem Renten-/Pensionseintritt noch einmal antreten – als Zwangshelfer? Das ist nicht Generationengerechtigkeit, das ist blanker Zynismus.
Zumal Rentner und Pensionäre schon heute unersetzliche Arbeit leisten: Sie pflegen kranke Angehörige, sie betreuen Enkelkinder, damit Eltern überhaupt arbeiten gehen können. Ohne diesen stillen Einsatz würde das deutsche Pflegesystem kollabieren, Kitas und Schulen wären noch überlasteter, Familien zerreißen zwischen Job

und Fürsorge. Wer diese Realität ignoriert, macht es sich so einfach wie gefährlich.

DBB-Chef Volker Geyer trifft im Interview mit RP Online den Kern:
„Die Menschen brauchen Entlastung und keine weitere Belastung.“
Genau das ist es: Wir brauchen echte Reformen – weniger Bürokratie, bessere Arbeitsbedingungen, moderne Verwaltung. Aber sicher keine Politik, die Bürger am Ende ihres Lebens noch einmal in die Pflicht zwingt.

Wer 45 Jahre geschuftet, Steuern und Beiträge gezahlt hat, darf erwarten, dass er im Ruhestand endlich zur Ruhe kommt – und nicht erneut als soziale Reserve zwangsverpflichtet wird.
Die Babyboomer hätten den Generationenvertrag gebrochen – mag zugespitzt sein. Doch seine Therapie trifft die Falschen. Nicht die Rentner haben versagt, sondern die Politik: Rentenkassen geplündert, Digitalisierung verschlafen, Bürokratie ausgebaut. Und nun sollen Bürger im Alter das Staatsversagen korrigieren? Absurder geht es kaum.

Ein soziales Engagement im Alter kann wertvoll sein – freiwillig. Doch eine staatliche Zwangsverpflichtung wäre nicht nur praxisfern, sondern respektlos. Generationengerechtigkeit bedeutet, Fehler endlich politisch zu korrigieren – und nicht, sie den Älteren erneut aufzubürden. (SG)