DJG-Gewerkschaftstag Hessen 2025 – zwischen E-Akte, KI und dem Herzstück der Ausbildung
Am 08. und 09. April 2025 fand der Gewerkschaftstag der Deutschen Justiz-Gewerkschaft (DJG), Landesverband Hessen e.V., in Bad Vilbel statt. Zwei Tage lang drehte sich alles um die Zukunft der Justiz, ihre aktuellen Herausforderungen und die Menschen, die täglich für Recht und Ordnung sorgen – trotz wachsender Belastungen, personeller Engpässe und technischer Umbrüche. Höhepunkt des zweiten Tages war die
Feierstunde mit hochkarätigen Gästen aus Politik und Verwaltung.

Grußworte mit klarer Botschaft
Justizminister Christian Heinz stellte sich in seinem Grußwort offen den Herausforderungen der Digitalisierung: „Ich weiß, viele von Ihnen erleben aktuell ein echtes Tal der Tränen – aber ich bin überzeugt: Am Ende wird alles gut.“ Mit Blick auf die Einführung der E-Akte versicherte er den Anwesenden seine volle Unterstützung: „Seien Sie versichert, dass ich mich weiterhin mit aller Kraft dafür einsetzen werde, die hessische Justiz zu stärken.“
Die Zusammenarbeit mit der DJG bezeichnete er als verlässliche Stütze auf diesem Weg.

Deutliche Worte fand auch Heini Schmitt, Landesvorsitzender des dbb Hessen. Die Verschiebung der Besoldungserhöhung habe das Vertrauen vieler Beamtinnen und Beamter erschüttert. „Auch die gerichtlich festgestellte amtsangemessene Alimentation wurde bislang nicht umgesetzt. Das zeigen auch die über 60 anhängigen Klagen in Karlsruhe“, so Schmitt.
Ganz anders der Ton von Sebastian Wysocki, Bürgermeister von Bad Vilbel. Er zeigte sich stolz darüber, dass seine Stadt Sitz der IT-Stelle der hessischen Justiz ist: „Bad Vilbel ist stolz darauf, dass das Land Hessen unsere Stadt als Standort für sein Herzstück ausgewählt hat.“
Klartext auf dem Podium
Im Anschluss an die Grußworte diskutierte ein prominent besetztes Podium über die Zukunft der Justiz. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Emanuel Schmidt, dem früheren Bundesvorsitzenden der DJG.
Frank Schmid, Leiter des Personalreferats am Oberlandesgericht Frankfurt, betonte: „Es ist mein Herzenswunsch, dass die Justiz mit ausreichend Personal ausgestattet wird – und dass dieses auch die Möglichkeit bekommt, sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln.“ Die Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) solle dabei nicht als Ersatz, sondern als unterstützendes Werkzeug verstanden werden.
Frank Richter, Präsident des Landgerichts Hanau, teilte diese Einschätzung: „KI wird eine Chance sein, aber sie wird den Menschen nicht ersetzen.“ Die Justiz müsse offen für neue Entwicklungen bleiben – mit ausreichend Personal und dem Mut zur Veränderung.
Ein besonders leidenschaftliches Plädoyer für die Ausbildung kam von Uschi Moos, Ausbildungsleiterin am Amtsgericht Gießen: „Unsere Auszubildenden sind die Kolleginnen und Kollegen von morgen. Wir müssen die Ausbildung aufwerten – nicht nur zahlenmäßig, sondern vor allem qualitativ.“ Es bringe wenig, wenn Anwärter die Prüfung nicht bestehen – Qualität müsse vor Quantität stehen.
Auch Anke Haas, Ausbildungsreferentin am Oberlandesgericht Frankfurt, stellte den Teamgeist in den Mittelpunkt: „Die Justiz ist eine große Familie. Wir müssen daran arbeiten, dass jeder Mitarbeiter stolz ist, dieser Familie anzugehören.“

Ein klares Bekenntnis
Zum Abschluss der Diskussion brachte der frühere DJG-Bundesvorsitzende Emanuel Schmidt, das zentrale Thema des Gewerkschaftstags noch einmal auf den
Punkt: „Justizjobs – ein Auslaufmodell?“
Seine Antwort war eindeutig: „Ganz klar: Die Justizjobs sind kein Auslaufmodell!“
Fazit: Zwischen Wandel und Wertschätzung
Der DJG-Gewerkschaftstag 2025 war mehr als eine Standortbestimmung – er war ein lebendiger Beweis für das Engagement, die Kompetenz und die Leidenschaft der Menschen in der Justiz.
In Zeiten des Wandels braucht es klare Worte, mutige Entscheidungen – und vor allem eines: Menschen, die mit Herz und Verstand für eine starke, moderne und gerechte Justiz eintreten. Die Herausforderungen mögen groß sein – aber die Begeisterung, mit der sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gewerkschaftstags für ihre Sache einsetzen, macht Mut für die Zukunft.